"Heißt das, wir sehen uns vor Weihnachten nicht mehr?" Charlotte ärgerte sich, weil ihre Stimme piepsig klang. Sie hätte ihre Enttäuschung lieber verborgen.
"Ja", sagte Tom leise, "das heißt es leider."
Sie konnte hören, dass auch er enttäuscht und traurig war. Zum ungefähr siebenhundertsten Mal verfluchte sie diese Fernbeziehung. Nein, nicht die Beziehung an sich, aber die Entfernung. Nicht mehr vor Weihnachten. Nicht mehr vor Weihnachten. In ihrem Kopf wiederholten sich diese vier Wörter in einer Endlosschleife.
"Liebste?" unterbrach Tom ihre Gedanken.
"Ja?"
"Ich wünsche mir etwas von dir."
"Was denn?"
"Ich möchte, dass du dich mit meinem Freund Sven triffst. Er wohnt auch bei dir in Freiburg. Und ich möchte, dass du mit ihm schläfst. Und es auf Video aufnimmst. Diese DVD möchte ich dann haben, ungeschnitten ..."
Charlotte schwieg. Ihr Herz schlug schnell. Klar, sie hatten in ihren nächtlichen Telefonaten schon oft über diese Phantasie gesprochen. Weil sie sich so selten sahen, wollte Tom sie an seinen Freund verleihen. Aber so konkret war es noch nie geworden.
"Charlotte?"
"Okay", hörte sie sich sagen. "Ich tue es."
Tom klang aufgeregt und erregt. "Wirklich? Wahnsinn." Seine Stimme war heiser. "Okay, pass auf. Sven wird dir eine Mail schreiben und ihr werdet euch verabreden. Schon bald. Noch diese Woche."
Am nächsten Tag hatte Charlotte tatsächlich eine Mail von einem Sven in ihrer Inbox. Sie war lang, erregt und voller Vorfreude. Sven schlug vor, sich in einem Hotel etwas außerhalb Freiburgs zu treffen. Charlotte sollte als erste da sein. Um peinliches Schweigen oder peinliche Gespräche zu vermeiden, würde man kein Wort sprechen. Charlotte würde nackt auf dem Bett liegen, im völlig Dunkeln, und Sven würde ins Hotelzimmer kommen, ohne ein Wort zu sprechen. Er würde sich ausziehen und sie würden wortlos Sex miteinander haben. Erst danach würden sie die Kamera installieren und die DVD für Tom aufnehmen.
Vier Tage später fuhr Charlotte aufs Land. Sie fand das kleine Hotel am Waldrand und ging auf das Zimmer, Zimmer 23. Sie badete. Cremte sich ein. Dann drehte sie die Heizung ein wenig höher, damit es angenehm warm im Raum war, und legte sich nackt auf das breite Bett. Sie löschte das Licht. Es war stockfinster im Raum. Charlotte atmete gleichmäßig ein und aus, um sich zu beruhigen.
Zwanzig Minuten später hörte sie das Geräusch eines Schlüssels im Schloss. Ihr Herz raste. Kurz fiel ein gelblicher Lichtschein in den Flur des Zimmers, dann schloss sich die Tür wieder und es war erneut stockfinster. Charlotte hörte Schritte. Dann das Rascheln von Kleidung. Sie spreizte ihre Beine, so wie es abgesprochen war. Sie hörte, wie Sven sein Hemd aufknöpfte, dann einen Reißverschluss, hörte eine Hose zu Boden fallen. Jetzt streift er seine Shorts ab, dachte sie und spürte, wie sie unwillkürlich feucht wurde und erregt, als sie sich vorstellte, wie Svens Schwanz, der bestimmt seit Stunden schon steif war, erleichtert aus der Shorts sprang.
Im nächsten Moment fühlte sie, wie er näher kam. Die Matratze bewegte sich unter seinem Gewicht. 1,90 groß sei er, hatte Tom erzählt, blond und gut gebaut, ein sportlicher Typ. Und nun konnte sie bereits seine Körperwärme spüren, konnte ihn riechen, und das, was ihr da in die Nase kam, verwirrte Charlotte komplett. Es war vertraut und doch fremd, ein bisschen After Shave, ein bisschen frische Wäsche und viel Mann. Ohne es zu wollen oder steuern zu können, seufzte Charlotte leise und öffnete ihre Schenkel ein wenig weiter, um den Fremden aufzunehmen.
Langsam ließ er seinen schweren Körper auf sie sinken. Seine Haut berührte ihre, sein Oberkörper ihren Busen, seine Hüften die ihren. Und dann spürte sie die Eichel seines Schwanzes an ihren Schamlippen. Spürte, wie sie geteilt wurden und Sven langsam, aber bestimmt in sie eindrang. Dann bewegte er sich nicht mehr, lag nur auf ihr und in ihr. Charlotte stöhnte leise und lustvoll. Ihre Aufregung hatte sich in Lust verwandelt.
Da senkte der Fremde sein Gesicht auf Charlottes und küsste sie. Seine Lippen legten sich auf ihren Mund, dann spürte sie zärtlich seine Zunge. Und auf einmal wusste Charlotte, was sie vorher so irritiert hatte. Das After Shave war fremd, aber der Mann war ihr vertraut wie kein anderer. Sie küsste ihn zurück, schlang ihre Arme um seinen Rücken und ihre Beine um sein Becken, und er begann, sich langsam in ihr zu bewegen, ohne aufzuhören, sie zu küssen.
"Oh, Tom ..." seufzte Charlotte, "dein Freund ist ein wunderbarer Liebhaber!"